Wurde ich manipuliert? – Warum niemand immun gegen Manipulation ist
Voelkner & Radßat GbR • 12. Dezember 2024
Wurde ich manipuliert? – Warum niemand immun gegen Manipulation ist
Was ist Manipulation?
Manipulation ist die gezielte Einflussnahme auf Menschen, ohne dass die manipulierten Menschen davon wissen oder das wollen. Der Manipulierende verfolgt immer ein Ziel (www.spektrum.de).
Beeinflussungsstrategien der Sozialpsychologie:
- Tür-ins-Gesicht-Technik: Manipulator kommt mit einer sehr großen Bitte, die abgelehnt wird. Es folgt eine kleine Bitte, der oft nachgekommen wird, da es der manipulierten Person unangenehm ist, erneut eine Bitte abzulehnen (Hewstone & Martin, 2014).
- Fuß-in-die-Tür-Technik: Manipulator kommt mit kleiner Bitte, der nachgekommen wird. Folgend werden größere Bitten gestellt, denen dann oftmals auch nachgekommen wird. Der Manipulator hatte das Ziel, die manipulierte Person dazu zu bekommen, der größeren Bitte nachzukommen (Hewstone & Martin, 2014).
- Den-Ball-flach-halten-Technik: Manipulator kommt mit einer Bitte, der zugesagt wird. Folgend ändern sich die Bedingungen der Bitte auf eine für die manipulierte Person unvorteilhafte Art-und Weise. Der Bitte wird oftmals dennoch nachgekommen, da die manipulierte Person bereits zugesagt hat (Hewstone & Martin, 2014).
Gaslighting:
In einer Liebesbeziehung kommt es dazu, dass der Manipulator die manipulierte Person durch ihre Aussagen und ihr Verhalten die manipulierte Person desorientiert und verunsichert, sodass diese an ihrer eigenen Wahrnehmung zweifelt (Stern, 2007).
Beispiel: Theaterstück „Gaslight“, von Patrick Hamilton, das den Begriff geprägt hat (Hamilton, 1939).
Manche Menschen mit Persönlichkeitsstörungen setzen unbewusst manipulative Strategien ein:
Persönlichkeitsstörungen und Psychopathie können mit bedingen, dass eine Person manipulative Verhaltensweisen zeigt (Bowers, 2003 ; Cleckley, 1951). Bei Persönlichkeitsstörungen wurden grundlegende Bedürfnisse (Liebe, Anerkennung, etc.) in der Kindheit- und Jugend nicht befriedigt, wenn die Person authentisch in Beziehungen war. Daher entwickeln sich dysfunktionale Lösungsstrategien, das heißt Verhaltensweisen, die andere Menschen dazu bringen sollen, sich so zu verhalten, dass die Bedürfnisse befriedigt werden (Sachse, 2020).
Manche Menschen, die psychopatisch sind, setzen manipulative Strategien ein:
Psychopathie ist ein Konstrukt, das Eigenschaften von Personen beschreibt, die sich besonders skrupellos gegenüber ihren Mitmenschen verhalten. Die Eigenschaften sind u.a.: kaum Angst verspüren, pathologisch lügen, kein Mitgefühl- und Schuldempfinden verspüren, die Schwächen anderer schnell erkennen sowie ein charmantes auftreten (Schröder, 2023).
Ein Beispiel zum Thema Psychopathie ist Dokumentation „der Tinder-Schwindler“ (Netflix, 2022): Der Manipulator hat über die Dating-App „Tinder“ Frauen angeschrieben und sich als Milliardär ausgegeben. Folgend hat der Täter bei den Frauen positive Emotionen erzeugt, sodass viele Frauen mit ihm -unwissend gleichzeitig- eine Liebesbeziehung eingegangen sind. Der Manipulator spielte vor, dass er in Schwierigkeiten sei und Geld benötige. Er setzte die „Fuß-in-die-Tür-Technik“ ein, um die Frauen finanziell auszubeuten. Der Manipulator zeigte ein manipulativ-ausbeuterisches-Verhalten auf emotionaler Ebene und instrumentalisierte die Frauen zur Zielerreichung. Erfolgreich manipulierende Personen zeigen sich oft sehr selbstsicher, treten charmant auf und haben keine Angst, erwischt zu werden. Oftmals sind die Ziele der Manipulatoren nicht direkt erkennbar.
Die Loverboy Methode:
Die Loverboy-Methode ist eine Form von Menschenhandel, bei der ein Täter, oft als romantischer Partner getarnt, eine emotionale Bindung zu seinem Opfer aufbaut, um es dann zur Prostitution zu zwingen, indem er Kontrolle, Ausbeutung und Isolation anwendet (www.bka.de).
Warum ist niemand immun gegen eine Manipulation?
Die Täter erzielen oft absichtlich positive Emotionen bei den Opfern (Benecke, 2023). Beim Gaslighting, bei der Loverboy-Methode oder auch beim Fall des Tinder Schwindlers haben sich die Opfer in den Täter verliebt, da sich dieser zu Beginn charmant und liebevoll zeigte. Die Opfer hatten Gefühle und Vertrauen zum Täter aufgebaut und durch die rosa rote Brille, die sich ausbreitende Manipulation nicht erkannt. Wer würde dem Menschen, den man liebt, schon zutrauen, dass er zu so etwas im Stande wäre? Da spielt es auch keine Rolle, wie intelligent die Opfer sind.
Wie erkenne ich eine Manipulation?
Grundsätzlich ist zu bedenken, dass manipulierende Personen dich auf eine sehr kluge Art- und Weise emotional, d.h. nicht auf einer kognitiven Ebene beeinflussen. Daher stellt eine achtsame und wachsame Grundhaltung sowie die Reflektion der eigenen Emotionen während des Kontakt zu potenziell manipulierenden Personen die Basis dar.
Genauer gesagt, kannst du darauf achten, ob etwas auffällig bzw. anders ist, als du es sonst im Kontakt zu anderen Menschen kennst. Auffällig wären zum Beispiel folgende Situationen: Du fühlst dich sofort extrem wohl, gemocht und verstanden bei einer Person, die du noch nicht lange kennst. Ist dieses positive Gefühl deutlich stärker und früher aufgetreten als du es normalerweise kennst, wenn du einen neuen Menschen kennengelernt hast?
Dein Bauchgefühl warnt dich: Fühlt es sich diffus komisch an, mit der Person im Kontakt zu sein, ohne dass du so richtig weißt, warum und kennst dieses Gefühl nicht grundsätzlich von anderen sozialen Kontakten?
Was sind weitere Hinweise auf eine Manipulation?
Die potenziell manipulierende Person...
- möchte keinen Kontakt zu Freunden von dir oder deiner Familie
- möchte sehr viel über dich rausfinden, gibt aber über sich selbst kaum etwas preis
- ist übertrieben emphatisch
- erzeugen Mitleid, Schuldgefühle, setzt dich unter Druck
- sorgt dafür, dass du an deiner Realität zweifelst.
Sind Hinweise vorhanden, ist dies kein Beweis dafür, dass du manipuliert wirst.
Doch: Je mehr Hinweise gegeben sind, desto wahrscheinlicher ist es und desto vorsichtiger solltest du sein. Tausche dich in dem Fall mit Freunden und Familienangehörigen über den Kontakt aus. Bist du dir sicher, dass du manipuliert wirst, informiere die Polizei, um andere Menschen zu schützen.
Literaturverzeichnis:
Benecke, L. (2023). Von Hochstapelei, Betrug und Gaslighting. [Vortrag]. Uelzen
Bowers, L. „Manipulation: Searching for an Understanding“. Journal of Psychiatric and Mental Health Nursing 10, Nr. 3 (Juni 2003): 329–34.
Bundeskriminalamt. Verdacht des Menschenhandels. Bundeskriminalamt. Abgerufen am: 02.12.2023. https://www.bka.de/DE/IhreSicherheit/RichtigesVerhalten/VerdachtDesMenschenhandels
Cleckley, Hervey M. „The Mask of Sanity“. Postgraduate Medicine 9, Nr. 3 (März 1951): 193–97.
Hamilton, P. (1939). Gas Light. Constable.
Hewstone, M., & Martin, R. (2014). Sozialer Einfluss. In Sozialpsychologie (6. Auflage). Springer. 978-3-642-41090-1
Netflix. (2022). Der Tinder Schwindler. Netflix. https://www.netflix.com/de/title/81254340
Sachse, Rainer. Persönlichkeitsstörungen verstehen. 11. Aufl. Köln: Psychiatrie Verlag, 2020.
Schröder, Fee. „Psychopath: Merkmale & Verhaltensmuster“. HelloBetter (blog), 14. Juni 2021.
Spektrum. Manipulation. Lexikon der Psychologie. Abgerufen am. 02.12.2023. https://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/manipulation/9152
Stern, R. (2007). The gaslight effect: How to spot and survive the hidden manipulations other people use to control your life. Morgan Road Books.
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