Beruf und Persönlichkeit: Finden wir den Job oder findet der Job uns?
Voelkner & Radßat GbR • 22. April 2025
In dieser Episode gehen wir der Frage nach: Passt der Beruf zur Persönlichkeit – oder entwickelt sich unsere Persönlichkeit im Laufe der Karriere so, dass wir uns den beruflichen Anforderungen anpassen? Wir betrachten verschiedene Berufsklischees und fragen uns, wie viel Wahrheit dahintersteckt. Sind Führungskräfte wirklich narzisstisch? Verhält sich der introvertierte IT-ler tatsächlich so verschlossen?
Was ist Persönlichkeit?
Was ist Persönlichkeit, welche Persönlichkeitseigenschaften gibt es und warum werden Persönlichkeitsfragebögen in der Personalauswahl eingesetzt?
Der Begriff „Persönlichkeit“ stammt ursprünglich von der Maske im griechischen Theater, die die Rolle eines Schauspielers darstellte (Rammsayer & Weber, 2016). Heute wird Persönlichkeit nicht mehr auf lediglich nach außen hin sichtbaren Eigenschaften begrenzt.
Eysencks Definition der Persönlichkeit betont, dass unsere Persönlichkeit aus bestimmten, über die Zeit stabilen Merkmalen besteht und vor allem durch unsere biologische Veranlagung beeinflusst ist (Eysenck, 1967). Zu diesen Merkmalen gehören der Charakter (der Wille), das Temperament (unsere emotionalen Reaktionen), der Intellekt (Intelligenz) und körperliche Eigenschaften (Rammsayer & Weber, 2016). Die individuelle Kombination dieser Merkmale ergibt die einzigartige Persönlichkeit eines Menschen. Die Persönlichkeit eines Menschen machen seine Eigenschaften aus (Geiser et al., 2017). Eine Eigenschaft bzw. ein „Trait“ ist die Tendenz einer Person, zu verschiedenen Zeitpunkten in verschiedenen Situationen eine bestimmte Reaktion zu zeigen.
Drei-Faktoren-Theorie der Persönlichkeit
Eysenck, einer der einflussreichsten Persönlichkeitsforscher des 20. Jahrhunderts, entwickelte ein Modell der Persönlichkeit, das biologische Grundlagen mit empirischer Forschung verknüpfte (Eysenck, 1967). Er nahm an, dass spezifische Merkmale des zentralen Nervensystems das Verhalten einer Person in bestimmten Situationen bestimmen. Durch Faktorenanalyse identifizierte er ursprünglich zwei, später drei übergeordnete Persönlichkeitsmerkmale: Extraversion, Neurotizismus und Psychotizismus.
- Extraversion beschreibt den Gegensatz zwischen Introversion (zurückhaltend, ruhig) und Extraversion (gesellig, aktiv, optimistisch).
- Neurotizismus bezieht sich auf emotionale Labilität und eine hohe Empfindlichkeit des autonomen Nervensystems, was zu Ängstlichkeit, Schuldgefühlen und einem geringen Selbstwertgefühl führen kann.
- Psychotizismus beschreibt Eigenschaften wie Impulsivität, Aggressivität und eine geringe Anpassungsfähigkeit an soziale Normen.
Für jeden dieser Faktoren stellte Eysenck eine Theorie auf, die neurobiologische Prozesse und ihr Verhalten in Zusammenhang brachte. Auch wenn viele seiner Annahmen inzwischen überholt oder angepasst wurden, war besonders seine Arousal-Theorie der Extraversion ein bedeutender Beitrag: Bei Introvertierten führt bereits eine geringe Menge an Reizen zu starker neuronaler Aktivität, während Extravertierte höhere Reizmengen benötigen, um dieselbe Reaktion auszulösen.
Die „Big Five“ wurden durch den lexikalischen Ansatz und die Faktorenanalyse ermittelt. Beim lexikalischen Ansatz wurde angenommen, dass die wichtigsten Charaktereigenschaften im Laufe der Zeit in der Sprache entstanden sind. In der Faktorenanalyse wurden Begriffe zur Persönlichkeitsbeschreibung immer weiter zusammengefasst, bis fünf übrigblieben. Diese fünf Faktoren sind voneinander abgrenzbar, was bedeutet, dass sie unabhängig voneinander sind. Die Ausprägung einer Persönlichkeitseigenschaft sagt also nichts über die Ausprägung einer anderen aus.
Die fünf Faktoren sind:
a) Neurotizismus
b) Extraversion
c) Offenheit für neue Erfahrungen (Ausmaß bzw. das Interesse an der Beschäftigung mit neuen Erfahrungen, Erlebnissen und Eindrücken (Leute sind u.a. experimentierfreudig, hinterfragen, sind wissbegierig, unkonventionell, etc.).
d) Verträglichkeit (Geht um „interpersonelles Verhalten“ (Leute sind: wohlwollend, verständnisvoll, kooperativ, mitfühlend, etc.)
e) Gewissenhaftigkeit (Selbstdisziplin und Kontrolle (Leute sind zielstrebig, entschlossen, organisiert, genau, ausdauernd, penibel etc.)
Alle fünf Eigenschaften sind dimensional zu betrachten, das heißt, man kann in verschiedenen Graden Ausprägungen aufweisen.
Big-Five-Test: https://www.lw.uni-leipzig.de/wilhelm-wundt-institut-fuer-psychologie/arbeitsgruppen/persoenlichkeitspsychologie-und-psychologische-diagnostik/persoenlichkeitstest
Literatur
Was ist Persönlichkeit, welche Persönlichkeitseigenschaften gibt es und warum werden Persönlichkeitsfragebögen in der Personalauswahl eingesetzt?
Der Begriff „Persönlichkeit“ stammt ursprünglich von der Maske im griechischen Theater, die die Rolle eines Schauspielers darstellte (Rammsayer & Weber, 2016). Heute wird Persönlichkeit nicht mehr auf lediglich nach außen hin sichtbaren Eigenschaften begrenzt.
Eysencks Definition der Persönlichkeit betont, dass unsere Persönlichkeit aus bestimmten, über die Zeit stabilen Merkmalen besteht und vor allem durch unsere biologische Veranlagung beeinflusst ist (Eysenck, 1967). Zu diesen Merkmalen gehören der Charakter (der Wille), das Temperament (unsere emotionalen Reaktionen), der Intellekt (Intelligenz) und körperliche Eigenschaften (Rammsayer & Weber, 2016). Die individuelle Kombination dieser Merkmale ergibt die einzigartige Persönlichkeit eines Menschen. Die Persönlichkeit eines Menschen machen seine Eigenschaften aus (Geiser et al., 2017). Eine Eigenschaft bzw. ein „Trait“ ist die Tendenz einer Person, zu verschiedenen Zeitpunkten in verschiedenen Situationen eine bestimmte Reaktion zu zeigen.
Drei-Faktoren-Theorie der Persönlichkeit
Eysenck, einer der einflussreichsten Persönlichkeitsforscher des 20. Jahrhunderts, entwickelte ein Modell der Persönlichkeit, das biologische Grundlagen mit empirischer Forschung verknüpfte (Eysenck, 1967). Er nahm an, dass spezifische Merkmale des zentralen Nervensystems das Verhalten einer Person in bestimmten Situationen bestimmen. Durch Faktorenanalyse identifizierte er ursprünglich zwei, später drei übergeordnete Persönlichkeitsmerkmale: Extraversion, Neurotizismus und Psychotizismus.
- Extraversion beschreibt den Gegensatz zwischen Introversion (zurückhaltend, ruhig) und Extraversion (gesellig, aktiv, optimistisch).
- Neurotizismus bezieht sich auf emotionale Labilität und eine hohe Empfindlichkeit des autonomen Nervensystems, was zu Ängstlichkeit, Schuldgefühlen und einem geringen Selbstwertgefühl führen kann.
- Psychotizismus beschreibt Eigenschaften wie Impulsivität, Aggressivität und eine geringe Anpassungsfähigkeit an soziale Normen.
Für jeden dieser Faktoren stellte Eysenck eine Theorie auf, die neurobiologische Prozesse und ihr Verhalten in Zusammenhang brachte. Auch wenn viele seiner Annahmen inzwischen überholt oder angepasst wurden, war besonders seine Arousal-Theorie der Extraversion ein bedeutender Beitrag: Bei Introvertierten führt bereits eine geringe Menge an Reizen zu starker neuronaler Aktivität, während Extravertierte höhere Reizmengen benötigen, um dieselbe Reaktion auszulösen.
Big-Five-Modell (Fünf-Faktoren-Modell) der Persönlichkeit
Das Big-Five-Modell (Fünf-Faktoren-Modell) wurde von Goldberg (1981) entwickelt und ist heute eines der einflussreichsten Modelle zur Beschreibung der Persönlichkeit. Es hat sich in vielen Kulturen und Sprachen bewährt.Die „Big Five“ wurden durch den lexikalischen Ansatz und die Faktorenanalyse ermittelt. Beim lexikalischen Ansatz wurde angenommen, dass die wichtigsten Charaktereigenschaften im Laufe der Zeit in der Sprache entstanden sind. In der Faktorenanalyse wurden Begriffe zur Persönlichkeitsbeschreibung immer weiter zusammengefasst, bis fünf übrigblieben. Diese fünf Faktoren sind voneinander abgrenzbar, was bedeutet, dass sie unabhängig voneinander sind. Die Ausprägung einer Persönlichkeitseigenschaft sagt also nichts über die Ausprägung einer anderen aus.
Die fünf Faktoren sind:
a) Neurotizismus
b) Extraversion
c) Offenheit für neue Erfahrungen (Ausmaß bzw. das Interesse an der Beschäftigung mit neuen Erfahrungen, Erlebnissen und Eindrücken (Leute sind u.a. experimentierfreudig, hinterfragen, sind wissbegierig, unkonventionell, etc.).
d) Verträglichkeit (Geht um „interpersonelles Verhalten“ (Leute sind: wohlwollend, verständnisvoll, kooperativ, mitfühlend, etc.)
e) Gewissenhaftigkeit (Selbstdisziplin und Kontrolle (Leute sind zielstrebig, entschlossen, organisiert, genau, ausdauernd, penibel etc.)
Alle fünf Eigenschaften sind dimensional zu betrachten, das heißt, man kann in verschiedenen Graden Ausprägungen aufweisen.
Big-Five-Test: https://www.lw.uni-leipzig.de/wilhelm-wundt-institut-fuer-psychologie/arbeitsgruppen/persoenlichkeitspsychologie-und-psychologische-diagnostik/persoenlichkeitstest
Personalauswahl und Persönlichkeitstests
Bestimmte Persönlichkeitseigenschaften sind für unterschiedliche Berufe von besonderer Bedeutung. Beispielsweise ist in der Arzneimittelforschung Gewissenhaftigkeit wichtiger als Extraversion. Daher nutzen Unternehmen Persönlichkeitsfragebögen zur Personalauswahl, um die Passung eines Bewerbers zur Stelle zu prüfen (Person-Job-Fit). Diese Tests dienen jedoch meist nur der ersten Vorselektion bei vielen Bewerbungen und sind nur ein Teil des Auswahlprozesses, der auch die Sichtung von Bewerbungsunterlagen und biografische Fragebögen umfasst. Persönlichkeitsfragebögen ersetzen kein Interview, sondern ergänzen es um Informationen zum Selbstbild des Bewerbers und sind berufsunspezifisch, mit allgemeinen Fragen wie „Ich arbeite lieber allein als im Team.“ Ein Kritikpunkt ist das sozial erwünschte Antwortverhalten, das manche Bewerber begünstigen könnte. Dies kann jedoch teilweise durch ein Assessment Center ausgeglichen werden, in dem das gezeigte Verhalten das im Fragebogen dargestellte Bild bestätigen sollte.Literatur
Eysenck, H. J. (1967). The biological basis of personality. Charles C Thomas.
Geiser, C., Götz, T., Preckel, F., & Freund, P. A. (2017). States and traits. European Journal of Psychological Assessment.
Goldberg, L. R. (1981). Language and individual differences: The search for universals in personality lexicons. Review of Personality and Social Psychology/Sage.
Rammsayer & Weber, 2016, 2. Korrigierte Auflage; Differentielle Psychologie – Persönlichkeitstheorien
Goldberg, L. R. (1981). Language and individual differences: The search for universals in personality lexicons. Review of Personality and Social Psychology/Sage.
Rammsayer & Weber, 2016, 2. Korrigierte Auflage; Differentielle Psychologie – Persönlichkeitstheorien
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